Nach unserem Uyuni-Trip kommt erstmal ein kleiner Durchhänger. Die Höhe macht uns zu schaffen, wir husten uns gegenseitig was und Michi erwischt am Titicacasee noch einen hartnäckigen Magen- Darminfekt. Auf einer zehnstündigen „Busfahrt des Grauens“ von Bolivien zurück nach Peru füllt er die eine oder andere Tüte. Als es nach 8 Stunden etwas besser zu werden scheint, entern zwei Verkäuferinnen mit riesigen Käselaiben den Bus. Der Duft (der Käselaibe, nicht der Verkäuferinnen, wobei…) würde einen ausgewachsenen Kondor ohnmächtig werden lassen, ich kann nur noch hysterisch lachen, Michi eher weniger. Wir brauchen beide eine Verschnaufpause, insbesondere mein mittlerweile Size Zero Freund (10 Kg in 10 Tagen! Die INKA-DIÄT!!! Nimm das, Detlev D. Soost) muss zu Kräften kommen und so brauchen wir im Touristenstädtchen Cusco erstmal ein paar Tage zur Regeneration.
Nach ein paar Tagen treffen wir unsere lieben Freunde Kathrin und Koldo, die derzeit auf einem zweimonatigen Südamerika Trip sind. Gemeinsam wollen wir den Machu Picchu erklimmen. Zum Reinkommen schauen wir uns aber erst mal das „Valle Sagrado“, das heilige Tal der Inka an. Entlang des Flusses Urubamba finden sich einige der bedeutendsten Inka-Stätten. Viel Wichtiger (O-Ton Michi) aber, hier hat Werner Herzog mit Klaus Kinski „Fitzcarraldo“ und „Aguirre“ gedreht. Der Geist Kinskis bzw. Aguirres lässt ihn auch die nächsten Tage nicht los, vermutet er doch in jeder Höhle und auf jedem Berg das verschollene Inkagold. Spoiler: Wir haben es nicht gefunden.
In Deutschland dachten wir noch dass wir fünf Tage entlang des Inkatrails zum Machu Picchu wandern, da hatte uns aber auch noch keiner gesagt das man diese Tour sechs (!!!) Monate im Voraus buchen muss. Unsere Alternativroute ist aber angesichts unsere tagesaktuellen körperlichen Verfassung vielleicht sogar die bessere Wahl, auf jeden Fall aber die günstigere. Zunächst fahren wir mit dem Bus zur 6 Stunden entfernten „Hidroelectrica“. Das E-Werk ist der Ausgangspunkt zu einer 2,5-stündigen Wanderung nach Aguas Calientes, von wo aus wir nach einer Übernachtung endlich Machu Picchu besichtigen wollen.
Am nächsten Morgen steigen wir in den Bus. Auf geschwungenen Pfaden geht es auf den 3000 Meter hohen Pass und wieder hinunter ins Tal, immer am Abgrund entlang. Uns wird etwas mulmig aufgrund der sportlichen Fahrweise, weiter hinten im Bus geht es Leuten sogar noch schlechter. Auf Nachfrage bei unserem Fahrer „Holger“ reicht der nur wortlos Kotztüten nach hinten und gibt Gas. Wir passieren eine Unfallstelle, bei der ein typgleicher Tour-Bus von der Fahrbahn abgekommen ist und auf dem Dach liegt. „Holger“, der vom Musikgeschmack her in Deutschland sicher „Hitradio Antenne 1“ hören würde, legt gleich mal den passenden Song auf: „What doesn’t kill you makes you stronger“ von Kelly Roland, wir schnallen uns vorsichtshalber an….
Wie durch ein Wunder überleben wir und so laufen wir bei tropischen Temperaturen und in wunderbar grüner Vegetation entlang der Bahngleise nach Aguas Calientes. Über uns thront Machu Picchu und wir fiebern bereits dem nächsten Tag entgegen.
Machu Picchu an einem Tag
Um 4.30 Uhr morgens ist es soweit. Leichtfüssig und mit „Conquest of Paradise“ im Ohr erklimmen wir den Berg der Inkas…in unserer Vorstellung. In der Realität stehen wir mit allen anderen Touris um 4:30 Uhr stundenlang in der Schlange, um uns dann wenig ruhmreich mit dem Bus zum Eingang fahren zu lassen. Dennoch raubt es uns allen fast den Atem, als wir den sagenumwobenen Inkatempel zum ersten Mal aus der Nähe erblicken. So früh am Morgen hat der Anblick wirklich etwas Mystisches. Jetzt beginnen wir mit unserer tatsächlichen Bergbesteigung, unser Ziel ist der 3061 Meter hohe Montana Picchu. Eineinhalb Stunden quälen wir uns über unregelmäßige Steintreppen zum Gipfel, aber der Ausblick ist jede Stufe Wert. Wir blicken auf Machu Picchu weit unter uns und träumen von Landjägern und einem Gipfelbier…
In den Ruinen der Siedlung gibt es Einiges zu bestaunen. Viele Bauten sind Dank der berühmten Baukunst noch beeindruckend gut erhalten. Am Interessantesten für uns und alle Anderen sind aber nicht die Brunnen, Gärten und eine Badeanlage sondern: Lamas. Überall in der Tempelanlage laufen sie frei herum und wirklich jeder versucht einen Lamaselfie zu ergattern. Michi hat Glück, denn ein Lama verliebt sich auf den ersten Blick in ihn und posiert schön fürs gemeinsame Foto. Michi ist happy als habe er endlich das Inkagold entdeckt, der Rest der Gruppe grübelt mit welchen Mitteln man so ein Lama vielleicht doch noch für ein gemeinsames Selfie gefügig machen könnte…
Täglich werden in der Anlage derzeit 3000 Besucher zugelassen. Die Touristenströme verteilen sich ganz gut in dem weitläufigen Areal und man kann die Ruinen frei begehen. In Lima erzählt man uns später, dass die peruanische Regierung plant im nächsten Jahr täglich 6000 Besucher zuzulassen und man die Ruinen dann nur noch über Brücken begehen kann. Also, sollte jemand von euch Machu Picchu noch auf der Bucket List haben: Beeilt euch!!!!
Am nächsten Morgen wandern wir an den Gleisen entlang zurück zur Hidroelectrica. In einem Tunnel kommt uns etwas überraschend ein Zug entgegen. Den Tod vor Augen denke ich „Immerhin noch Machu Picchu gesehen…“.
Wanted: Der Supergau auf einer Weltreise
Der Tag hatte schon schlecht begonnen. Morgens um halb 7 weckte mich eine Email von Michis Schwester, in der sie mir mitteilt dass mich die Esslinger Polizei sucht. Sie hätten schon mehrfach bei den Nachbarn (=Vermietern) nach mir gefragt. Whaaaaaaat?!!!!!!! Ich bin sofort hellwach und zermartere mir das Hirn. Absoluter Supergau, was habe ich getan??? Shit, ich bin doch der korrekteste Bürger der Welt, ich recycle und die Steuer für 2014 ist auch schon erledigt. Nach zwei Tagen voller Angst (Gibt es ein Auslieferungsabkommen mit Peru??) und etlichen Telefonversuchen via Skype endlich eine Antwort per Email (die Esslinger Polizei darf aus Kostengründen nicht ins Ausland telefonieren, Zitat: „Dafür isch koi Geld da“): Es handelt es sich nur um einen Strafzettel und das Ganze lässt sich schnell aufklären. Schön, dass mein Vermieter nun denkt ich werde von der Polizei gesucht und habe mich nach Südamerika abgesetzt….
Zurück in Cusco gibt es noch ein Meerschweinchen zum Abschied. Kulinarisch eine klare Verschlechterung zu Alpaka (erstaunlich lecker, auch kalt) schmeckt es eher nach „vor zwanzig Minuten auf der Autobahn überfahren“. Wir überleben aber auch das und so geht es für uns wieder zu zweit zurück nach Lima, wo wir uns ein paar Tage in einem schönen AirBnb mit Dachterasse von den ganzen Nahtoderfahrungen erholen…
Hinkommen:
Beste Budgetoption:
Shuttle von Cusco zur Hidroelectrica, bspw. mit „Caracol“, Roundtrip kostet 32 US Dollar. Abfahrt morgens um 7:30 Uhr direkt am Plaza de Armas, Rückfahrt 14 Uhr an der Hydroelectrica, unbedingt im Voraus buchen. Fahrtzeit ca. 6 Stunden. Nach Aguas Calientes läuft man 2-2,5 Stunden an den Bahnschienen entlang. Keine Steigungen, gut machbar!
Unterkommen:
Casa Machu Picchu Hostel, sauber, zentral, günstig, sogar mit kleinem Frühstück zu sehr früher Stunde. In fünf Minuten ist man zum Bus gelaufen, der einen zum Machu Picchu bringt.
„Hochkommen“:
Entweder hochlaufen, je nach Fitness 1-2 Stunden Wanderung, größtenteils bergauf. Oder mit dem Bus, der ab 5 Uhr morgens mitten in Aguas Calientes abfährt. Roundtrip kostet 19 US Dollar, auch einzelne Fahrten sind möglich, Strecke ist zum Runterlaufen ganz nett. Tickets können am Vortag bis 9 Uhr abends gekauft werden, morgens so früh wie möglich für die Busfahrt anstellen!
Tickets:
Müssen online im Voraus unter www.machupicchu.gob.pe./ gekauft und ausgedruckt werden. Ausserdem muss man seinen Pass mitnehmen. Die verschiedenen Pakete, je nachdem ob man nur die Ruinen besuchen will oder noch einen der zwei Berge besteigen möchte sind unterschiedlich teuer. Langfristig planen, insbesondere Huayna Picchu ist häufig ausgebucht, wer den Inka Trail wandern möchte, muss mindestens 6 Monate im Voraus buchen.
TIPPS:
– Wer den Montana besteigen möchte, unbedingt früh loslaufen. Im Lauf des Vormittags kann es richtig heiss werden und nach 12 Uhr mittags muss man das Bergareal verlassen haben.
– Kurz nach dem Eingang kann man seinen Pass mit einem Machu Picchu Stempel abstempeln, schöne Erinnerung.
– Bringt genug Wasser und Snacks mit für euren Tag in den Ruinen, es gibt nur ausserhalb ein Restaurant und eine Snackbar, alles furchtbar überteuert.
– Lasst euer grosses Gepäck wenn möglich in Cusco im Hostel und reist für den 2-3 Tagestrip mit einem Daypack an.
– Auf der Strecke von der Hidroelectrica nach Aguas Calientes unbedingt nach oben schauen, an zwei Punkten kann man bereits Machu Picchu sehen!
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