Mit unserem Besuch in Laos ist es ein bisschen, wie wenn man nach einer Trennung noch sehr am Ex hängt, da hat der nächste Partner fast keine Chance und man stellt permanent Vergleiche an…Nachdem ich meine geliebten Philippinen verlassen musste, hatte Laos es einfach schwer. Dies sollte man beim Lesen des folgenden Artikels vielleicht im Hinterkopf behalten.
Im großen Mekka der Rucksackreisenden (a.k.a. der Banana Pancake-Trail) fehlt uns in Südostasien eigentlich nur noch ein Land und das ist Laos. Auf dem Landweg reisen wir über die thailändischen Grenze ein. Man bekommt ganz leicht das „Visa-on Arrival“, einfach an Fenster Nr. 1 Formblatt A,B und C ausfüllen und den Reisepass abgeben. Kohle nicht vergessen, dann einmal ums Haus rumtraben und mit ca. 30 weiteren Touris vor dem nächsten Fenster warten. Alle 5 Minuten geht es auf, es werden Pässe rausgehalten und Vornamen gebrüllt. „Thomas, Tiffany, Michael, Christine“, nehm ich jetzt den Pass der Amerikanerin oder doch meinen eigenen?
Im Vorfeld haben wir von Laos unterschiedliche Dinge gehört. Von wunderschön, mystisch, total überlaufen bis hin zu den Alkoholexzess-Geschichten aus Vang Vieng, wo jugendliche Backpacker total zugedröhnt in Gummireifen den Fluss hinunter raften und immer mal wieder ein besoffener Australier absäuft. Nach drei Wochen Laos haben wir den Eindruck, dass all das irgendwie zutrifft, manches mehr und manches weniger. Fangen wir doch mal mit Luang Prabang an.
Luang Prabang ist wunderschön. Punkt. Dem möchte ich nicht widersprechen. Malerisch eingebettet zwischen den Flüssen Mekong und Khan ist der Altstadtkern eine Oase des Lustwandelns. Hier ein Tempel, da ein organisches Cafe, gleich daneben das Meditationscenter, nicht zu vergessen die unzähligen, schnuckeligen Hostels. Hach, was braucht der Touri mehr, ach ja richtig, nen Nachtmarkt, und ganz viele Shoppingmöglichkeiten. Batiksarongs, Jutebeutel und wildgemusterte Alibaba-pants werden von der deutschen Bildungselite powergeshoppt. Es ist Dezember und wir haben das Gefühl, die heimische Weihnachtsmärkte müssen leergefegt sein, denn alle Deutschen sind geschlossen nach Luang Prabang gereist. Wir fragen uns jedoch, wo sind eigentlich die Laoten? Wo ist das normale Leben jenseits des Tourismus? Irgendwie fühlen wir uns, als wären wir im „Zen-Disneyland“ gelandet, und dabei reichlich fehl am Platz.Vielleicht hätte uns Luang Prabang auf einer anderen Reise gekriegt. Auf unserem aktuellen Trip sind wir jedoch nicht mehr allzu sehr an den offensichtlichen Touriattraktionen interessiert, sondern genießen es häufig das alltägliche Leben in einer Stadt kennenzulernen, fernab von Yoga und Matcha Latte. Doch halt, zwei Highlights gab es dann doch:
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Als ehemalige französische Kolonie gibt es ganz wunderbare belegte Baguettes. Nach einem halben Jahr voll schlechtem Toastbrot und einigen schmutzigen Körnerbrotfantasien, konnten wir unsere Brötchengelüste hier wenigstens vorübergehend stillen.
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Während unseres Aufenthaltes findet das Luang Prabang Film Festival statt. Erinnert ihr euch an die romantische Komödie, die auf den Philippinen alle Touris nach Sagada gelockt hat? Hier läuft sie als Eröffnungsfilm und das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Michi hat nach unserem Sagada Aufenthalt genug von Filipino Romantik. Gemeinsam schauen wir „The act of killing“, ein Dokumentarfilm der sich mit den Massakern in Indonesien in den Jahren 1965/66 beschäftigt. Die Tatsache, dass es sich um wahre Begebenheiten handelt, macht den Film fast unerträglich. Einige Besucher verlassen das Kino. Ich denke nur, dass ist ja eine schöne Einstimmung auf ein Land, indem ich demnächst 3 Monate verbringen soll…
Been there, Don Det
Nach Luang Prabang sinkt für uns….das Niveau. „Drink triple, see double, act single“‚, das ist der Slogan der Sakura Bar in Vang Vieng und ziert die Muscle Shirts sämtlicher 18jähriger, die das komplette Land bevölkern. Für uns hat das Ganze eher eine abschreckende Wirkung und wir beschließen, statt nach Vang Vieng lieber auf die 4000 Inseln im Süden Laos zu gehen. Wir entscheiden uns für Don Det, idyllisch im Mekong gelegen, in ca. einer Stunde mit dem Fahrrad zu umrunden, wäre es theoretisch ein guter Ort zum Runterkommen. Allerdings hat die Partycrowd ihren Weg auch schon nach Don Det gefunden. Außerdem wurden die Inseln erst vor wenigen Jahren ans Stromnetz angebunden, so dass das Internet eher schlecht als recht funktioniert. Generell kein Problem. Wenn man aber geplant hatte, die Zeit zu nutzen, um endlich mal den zweiten Teil seiner Weltreise zu planen, kann das entspannungstechnisch leicht kontraproduktiv sein. Nur in unserem Stammlokal „Mama’s und Papa’s“ funktioniert das Wifi wenigstens morgens ganz gut. Von „Papa“ können wir was chillen angeht noch einiges lernen, egal zu welcher Tageszeit schnarcht er entweder in der Hängematte oder er liegt einfach auf einem der Tische und schläft. Die Tochter der beiden hat Down Syndrom, aber ansonsten reichlich Energie und Spaß. Sie wird nicht müde mir morgens um neun Uhr leere 1 Liter Bierflaschen zu servieren, manchmal bringt sie auch gleich den ganzen Kasten. Mir fällt auf, dass wir auf Don Det einigen Menschen mit Down Syndrom begegnen, bei ca. 500 Einwohnern fällt die Partnerwahl manchmal wohl in der eigenen Familie statt…
Als wir jegliche Erwartungshaltung an Laos bereits aufgegeben haben, erleben wir doch noch zwei richtige Highlights. Zum einen unternehmen wir eine 2tägige Rollerfahrt über das Bolevan Plateau. Endlich finden wir das noch recht untouristische Laos, das wir gesucht haben. Wasserfälle, kleine Dörfer, süße Schweinchen und nackte Kinder lassen unser Herz höher schlagen.
Zum anderen gefällt uns die Hauptstadt Vientiane erstaunlich gut. Bei unserem Ausflug zum Buddha Park Xieng Khuan treffen wir auf ein mexikanisches Fernsehteam, das vor Ort die Sendung „Beijing Express“ aufzeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Art „The Amazing Race“ Ableger, bei der Zweierteams um die Weilt reisen und Aufgaben lösen müssen. So laufen ca. alle 30 Minuten durchgeschwitzte Südamerikaner mit großen Rucksäcken im Figurenpark ein und versuchen verzweifelt, das ihnen gestellte Rätsel zu lösen. Leider ist der Park an diesem Tag so gut wie menschenleer, so dass sie sofort auf uns zwei Ahnungslosen zustürmen und nach Hilfe fragen. Immer schön die Kamera im Gesicht stammeln wir jedes Mal aufs neue, dass wir keinen Plan haben. Und so schließt sich doch auch wieder auf wunderbare Weise der Kreis. Denn das Credo „Kein Plan“, gilt auch nach wie vor für den weiteren Verlauf unserer Reise. Egal, jetzt steht erstmal Weihnachtsurlaub in Thailand an!
Super! Beatiful!