Als wir Roatan verlassen müssen fühlen wir uns wie Adam und Eva an einem ihrer schlechtesten Tage. Jetzt haben wir das Paradies gefunden und sollen wieder gehen?!! Dabei sind wir sind noch nicht mal in die Nähe irgendwelcher Äpfel gekommen sondern haben uns immer schön an die Banana-Donuts gehalten… Aber es hilft alles nix, der Weiterflug ist bereits gebucht und so finden wir uns im Städtchen Antigua wieder und müssen erstmal raus finden was man in Guatemala eigentlich so macht. Unsere Homebase ist das Haus von Spanischlehrerin Amalia mit wunderschöner Dachterrasse, mitten im historischen Zentrum von Antigua. Ihre divenhafte Erscheinung lässt zu keinem Zeitpunkt Zweifel aufkommen wer im Haus das Sagen hat. Jeder unserer Schritte wird mit Argusaugen überwacht und wenn wir in ihrer Küche kochen, wird immer ein Sohn zur „unauffälligen“ Bewachung abgestellt. Trotzdem schaffen wir es zweimal uns aus unserem Zimmer auszuschließen und anschließend unbemerkt über die Dachterrasse und das Vordach auf einen Vorsprung in der Mauer zwei Meter über den Innenhof zu klettern und mission impossible-style den Schlüssel durch das halbgeöffnete Fenster zu angeln. In your face!
Antigua erinnert uns ein bisschen an Arequipa oder Cusco. Kleine bunte Häuschen, viele Kirchen, Märkte und lauter süße Gässchen durch die man stundenlang streifen kann. Zudem gibt es den schönsten McDonalds der Welt, Ronald McD sitzt in seinem Garten mit Blick auf den Vulkan (Zugegeben, man sieht den Vulkan wirklich von fast überall in der Stadt…). Zusammen mit Rabea, einer deutschen Aussteigerin, schaffen wir es tatsächlich eine kleine Route durch Guatemala festzulegen. Gar nicht so leicht, nachdem uns klar wird wie viel es in diesem kleinen Land zu sehen gibt! Besonders die über 30 Vulkane, davon drei äußerst aktive, haben es dem Vulcanohunter unter uns sehr angetan. Somit besteigen wir als erste Amtshandlung den Vulkan Pacaya.
Guatemalas aktivster Vulkan
Der „Aufstieg“ ist eher ein netter Spaziergang (es wird keiner der angebotenen Esel benötigt). Als wir ca. 50 Meter vom Krater entfernt stehen sind wir dennoch beeindruckt, schwarz ragt der Vulkan über uns und die Steine sind hier sogar so heiß dass wir Marshmallows rösten können. Kein Wunder, die letzte anständige Eruption mit knapp 4 Km hoher Rauchsäule, Evakuierungen und allem was dazugehört ist gerade mal einen Monat her. Nette Anekdote: Der „Lava Store“ Souvenir Shop unterhalb des Kraters ist wohl der unsicherste Arbeitsplatz der Welt. Bei jedem Ausbruch verschüttet, wird er jedes Mal woanders auf der erkalteten Lava wieder aufgebaut. Bis zur nächsten Eruption…
Von Antigua aus fahren wir für ein paar Tage an den Atitlan See. Rund um den See liegen verschiedene kleine Dörfer die man bequem per Wassertaxi erreichen kann. Unsere erste Wahl Santa Cruz ist Dank unserer spontanen Reiseplanung bereits ausgebucht. Kurzfristig fällt unsere Wahl auf das Nachbar-Dörfchen Jaibalito. Hier gibt es eigentlich absolut nichts zu tun, das Dorf besteht nur aus einer Handvoll Behausungen oberhalb des Bootsstegs. Bei unseren Internetrecherchen sind wir allerdings über einen Artikel gestolpert der uns magisch hierher gezogen hat:
Nur ein Wort: Käsespätzle.
Nach drei Monaten Reis und Hühnchen hat man doch kulinarische Gelüste und die Tatsache das der Exilschwabe Hans hier Original schwäbische Käsespätzle anbietet können wir unmöglich ignorieren. Und tatsächlich schmecken die Käsespätzle made in Guatemala wie daheim, unglaublich!
Am selben Tag gehen wir abends gleich wieder zu Hans, teils wegen der Käsepätzle, vorallem aber weil es einfach das einzige Restaurant des Dorfes ist. Wir sind (wieder) die einzigen Gäste, aber am Nebentisch sitzt nun der deutsch-schweizerische Auswanderer-Stammtisch, bestehend aus Hans aus Ulm und zwei sehr vollbärtigen, sehr alten und sehr trinkfreudigen Kumpanen. Zwangsläufig werden wir Zeuge Ihrer Unterhaltung, die Highlights Ihres Tages waren: Hans: kein Highlight (in Deutschland war der Schwabe nicht glücklich, doch Guatemala scheint seine Stimmung auch nicht gehoben zu haben…). Schweizer Bartträger: War um 5 Uhr morgens beim Tai chi. Deutscher Bartträger (Jogginghose, Sonnenbrille, Vollbart, komplett offenes Hemd, leicht desorientiert): Über den Hügel ins Nachbardorf gelaufen OHNE HINZUFALLEN (O-Ton). Darauf stoßen sie (und wir) direkt mal kräftig an. Leider ist die Show dann auch vorbei, den zwei Emeriten ist die Party zu langweilig, sie klauen unserem Hans noch ein paar Kolben aus dem Kühlschrank und ziehen weiter.
Auch ein erfrischendes Bad im See hatten wir im Sinn, allerdings erfahren wir schon auf der Hinreise, dass der See unter einer Algenplage leidet, die zu Nervenerkrankungen führen kann. Zum Glück gibt es im Minidorf außer Käsespätzle und alten Männern mit Bart noch ein weiteres Highlight.
Etwas versteckt liegt der Dayclub Ven Aca, in dem man beim Konsum von Kaltgetränken den Infinitypool mit Blick auf den See benutzen darf. Um zehn Uhr macht der Club auf, um 10:10 Uhr bestellen wir unseren ersten Daiquiri und genießen die Aussicht auf den von Vulkanen umgebenen See. Bei der zweiten Runde frage ich beim Kellner nach, was denn bitte ein Michelada ist, in der Annahme, dass es sich um einen Verwandten des von mir sehr geschätzten Pina Coladas ist. Mir schwebt ein cremiger Cocktail auf Sahnebasis vor, aber es handelt sich um eine Mischung aus Bier, Tomatensaft, Limette und ganz viel Chilli. Michi hört nur, dass es sich um eine Spezialität handelt und muss das Kulturgut natürlich gleich probieren. Um 11 Uhr morgens bei 30 Grad wird der Drink zu einer echten Herausforderung. Und dann stellt sich auch noch heraus, dass es eigentlich eine mexikanische Spezialität ist. Thematisch passt er dann aber doch ganz gut zu Guatemala: „Und wie schmeckt er?“ -„Wie ein Vulkanausbruch…“.
Hinkommen
Antigua: Die meisten Touristen halten sich nicht in Guatemala City auf, sondern nehmen direkt das einstündige Shuttle vom Airport nach Antigua. Einfach am Flughafenausgang Ausschau halten, Kostenpunkt 10-15 US Dollar.
Rumkommen
In Antigua und in den Dörfern am Atitlan See ist eigentlich alles zu Fuss gut machbar. Am See fährt eine Fähre die einzelnen Städte halbstündig ab. Um in Guatemala längere Distanzen zurückzulegen, bspw. Antigua-Atitlansee gibt es Shuttles, einfach in den Touragencies nachfragen und Preise vergleichen. Dies gilt auch für die angebotenen Touren.
Unterkommen
Casa Amalia in Antigua, buchbar über AirBnB
Atitlansee, Backpacker-Hostel La Iguana Perdida direkt am See in Santa Cruz oder Oase der Ruhe mit wunderschönem Garten Vulcano Lodge in Jaibalito
Essen&Trinken
In Antigua gibt es viele kleine Restaurants, die Tagesmenüs inklusive Getränk schon ab 2-3 Euro anbieten / Frisches Obst, Gemüse, Hühnchen, etc. zu Spotpreisen auf dem riesigen Markt (lohnt sich!) kaufen und selber kochen.
Jaibalito: Dayclub Ven Aca, Swimmingpool & super leckere Cocktails oder echt schwäbische Käsespätzle in der Posada Jaibalito
Things to do
Antigua
Pacaya Tour, wird 2 mal täglich angeboten, gleicher Preis. Es ist zu empfehlen morgens um 8 Uhr zu gehen, da es meist klarer ist und man eine bessere Sicht hat (nachmittags ist dafür weniger los)
Spaziergang zum Aussichtspunkt Cerro de la cruz
Atitlansee
Spaziergang auf der Uferpromenade von Santa Cruz. Wenn man den Weg weiterläuft kommt man auf einem schönen Spaziergang mit Aussicht in einer halben Stunde nach Jaibalito
Yoga, Peace und Love im Hippiedorf San Marcos
Tipp
Das Luxushotel Casa Santo Domingo in Antigua besichtigen. Im Innenhof gibt es historische Ausgrabungen, Museum, eine Kunstausstellung und Papageien, alles kostenlos. Außerdem bringt einen ein kostenloses Shuttle zu einem Aussichtspunkt mit tollem Freiluft-Kunstmuseum hoch über Antigua.
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